9.8.2023
Bildband "Beusker - Look into my Eyes" - Das Interview
Der Bildband „Beusker - Look into my Eyes” versammelt erstmals die besten Tierportraits von Wildlife Fotograf Lars Beusker in einer Monografie. Die schwarz-weiß gehaltenen Bilder werden weltweit in Galerien ausgestellt und sind, aufgrund ihrer begrenzten Auflage, begehrte Sammlerstücke. Einen echten Beusker zu besitzen muss ab sofort kein Traum mehr bleiben: „Beusker - Look into my Eyes” ist das Sammelwerk eindrucksvoller Tieraufnahmen in hautnaher Begegnung.
Als einer der bedeutendsten Naturfotografen unserer Zeit erhielt Lars Beusker den Titel „Nature Photographer of the Year 2022“. Er fotografiert Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung aus nächster Nähe und schafft es, dabei fast immer Augenkontakt herzustellen. Die direkte Nähe der Tiere erzeugt eine faszinierende Intimität und Atmosphäre. Die menschenähnlichen Portraits blicken dem Betrachter direkt in die Seele und laden zum darin Versinken ein.
Legendär sind Beuskers Aufnahmen wild lebender Elefanten und Raubkatzen. Der Fotograf fängt jedes kleine Detail ein und überträgt mit seinen Fotografien ein Gefühl unmittelbarer Nähe. Jedes Haar, jede Falte und jeder Muskel der Wildtiere wird sichtbar. Der Bildband erweckt die Tiere beinahe zum Leben und erzeugt ein Gefühl unmittelbarer Nähe und Lebendigkeit. Am 10. September wird „Beusker - Look into my Eyes” im teNeues Verlag erscheinen. Wir haben mit Lars Beusker über sein Buch und seine Arbeit gesprochen. Erfahren Sie mehr zu seiner individuellen Technik, Herausforderungen und dem Geheimnis hinter seinen schwarz-weißen Bildern:
Wie gelingt es dir eine so intime Verbindung zu den wilden Tieren herzustellen?
Im Unterschied zu vielen meiner Kollegen benutze ich meistens keine langen Tele-Brennweiten, um ein Tier aus weiter Entfernung zu fotografieren. Der Grund dafür ist, dass ich dann diesen speziellen Augenkontakt nicht bekomme, weil mich das Tier überhaupt nicht wahrnehmen kann. Indem ich jedoch kurze Objektive und kurze Brennweiten verwende, muss ich nah an das Tier heran. Hierbei ist es unumgänglich, dass mich das Tier irgendwann bemerkt und direkt ansieht.
Welche Herausforderungen und Vorsichtsmaßnahmen kommen bei deiner Arbeit zum Tragen?
Das ist das Schwierige, erst recht bei Bildern, wo das Tier frontal auf mich zuläuft. Für die gegebene Sicherheit gibt es aber eine einfache Erklärung: Früh morgens machen sich die Raubkatzen auf den Weg, um zu jagen. Dann fahre ich mit einem Guide auf eine geeignete Anhöhe. Der Guide sucht anschließend mit seinem Fernglas die kilometerweite Umgebung nach der kleinsten Bewegung ab. Hierbei fällt ihm sofort ein Löwe, Leopard oder Gepard ins Auge, der sich auf dem Weg zur Jagd befindet. Das Tier ist noch nicht im Angriff, sondern bei der Witterung einer Herde Gnus oder Gazellen, die 3,4 oder 5 Kilometer weit entfernt grast. Das ist unsere Chance, um von der Anhöhe aus in die Laufrichtung des Tieres zu fahren und es direkt auf uns zuwandern zu lassen.
Dabei geht es meistens nicht, dass ich das Fahrzeug verlasse. Aus diesem Grund sind die Türen des Autos komplett ausgebaut. Ich warte anschließend auf dem Bauch liegend und benutze eine Kamera mit Rückdisplay, welche ich von oben einsehen kann. Wenn ich die Kamera aus dem Fahrzeug auf dem Boden gerichtet halte und von oben auf das Display schaue, sehe ich zeitgleich, wie das Tier auf mich zukommt. Mit dieser Technik erhalte ich die niedrige Boden Perspektive, die ich immer versuche zu erreichen. Zwei Dinge sind immer wichtig: Der Augenkontakt und die bodennahe Perspektive.
Die Raubkatzen wachsen seit Generationen mit dem Safari-Tourismus in- und außerhalb der Nationalparks auf und sind an Autos, Lärm und Gestank gewöhnt. Aus diesem Grund funktioniert es, dass die Tiere mich nicht als Bedrohung ansehen und angreifen.
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Du bist bei den International Photography Awards in New York als Nature Photographer of the Year 22 ausgezeichnet worden. Was bedeutet dir diese Anerkennung?
Sie bedeutet mir enorm viel, insbesondere aus zwei Gründen: Zum einen weil viele meiner von mir selbst sehr hoch angesehenen Kollegen, deren Arbeit ich enorm wertschätze, in den letzten Jahren diesen Titel erhalten haben. Nun mit in diese Auszeichnung eingereiht zu werden, bedeutet mir sehr viel und macht mich stolz. Der zweite Grund sind die International Photography Awards an sich. Die IPA sind ein Wettbewerb auf den ich stolz bin, weil er im Unterschied zu vielen anderen angesehenen Wettbewerben, die größte Jury überhaupt hat. Die Juryanzahl bestand letztes Jahr aus 80 Mitgliedern, die in der ganzen Welt verstreut ihre Bewertungen vornehmen. Die Mitglieder sind Fotografen, Kuratoren, Museumsdirektoren, Galeristen oder Journalisten. Diese Vielfältigkeit bedeutet mir sehr viel.
Wie hat die Auszeichnung deine Karriere als Naturfotograf beeinflusst?
In meiner Arbeit als solches hat es mich überhaupt nicht beeinflusst. Ich mache das schon seit 5 Jahren und ändere meine Vorgehensweise nicht. Aber natürlich ist so eine Auszeichnung ein besonderer Marketinghebel. Fernsehbeiträge und Zeitungspublikationen kommen von alleine und man wird um Interviews gebeten. Das ist natürlich sehr publikumswirksam. In der Öffentlichkeitsarbeit wird durch so eine Auszeichnung der Turbo eingelegt.
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Warum sind deine Bilder ausschließlich Schwarz-Weiße?
Das ist relativ einfach. Es geht in erster Linie nicht um die Ästhetik, die viele Besucher meiner Galerien, in denen meine Bilder zu sehen sind, bestätigen, sondern um eine mir wichtige Überzeugung. Wir alle wachsen in einer Kultur und Erziehung auf, die extrem von Farben regiert wird. Das fängt schon im Säuglingsalter an. Die Jungs bekommen Strampler, Bettwäsche und einen Maxi Cosi in hellblau, die Mädchen das Ganze in Pink oder Rosa. In der Kita erhalten die Kinder bunte Wachsmalstifte. Malen sie den Himmel hellblau, den Rasen grün und die Sonne gelb, werden sie gelobt, weil alles richtig ist und schön aussieht. Wenn wir uns anziehen oder unser Partner sich ankleidet und nach unserer Meinung fragt, entscheiden wir stets nach Farben. Wir entscheiden nach sympathisch oder unsympathisch und nach Harmonie oder Disharmonie.
Psychologisch gesehen bewerten wir täglich hunderte Male in unserem Unterbewusstsein alles nach Farben. Wir sehen ein grelles Auto, was besonders auffällt, und empfinden es als Störfaktor. Sehen wir dagegen ein Zwillingspaar, dass sich in gleichen Farben kleidet, von der Haarfarbe, dem Ohrschmuck bis zu den Schuhen identisch aussieht, finden wir das wiederum symphatisch.
Wir bewerten Farben in Millisekunden unterbewusst nach Harmonie und Disharmonie. Genau das möchte ich den Betrachtern meiner Bilder nicht ermöglichen. Wenn man sich meine Bilder anschaut, sind viele davon nicht bei Sonnenschein entstanden oder in sehr ausgetrockneten Regionen. Die lange Trockenzeit lässt das Gras eben nicht grün, sondern beige vertrocknet aussehen und den Elefant statt im typischen grau, rot-braun durch den Staub der Erde. Wenn dazu noch Wolken am Himmel erscheinen oder ein diesiger Tag herrscht, wirkt die ganze Natur und die Farbgebung des Bildes eher trist. Mein Bild würde wahrscheinlich disharmonisch erscheinen. Weil wir so gepolt sind, würden wir den Himmel am liebsten hellblau und das Gras grün sehen. Wandel ich das Bild jedoch in Graustufen um und arbeite die Kontraste heraus, das bedeutet helle Bereiche hell, und dunkle Bereiche dunkel, dann nehme ich dem Betrachter diese Möglichkeit weg.
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